Arbeitskreis Homöopathie Surselva

AK Surselva

Kälberdurchfall

Tierhaltung:Mutterkühe

Seit einigen Jahren bekommen unsere Kälber in den ersten 3 Lebenswochen Durchfall. Im Kot konnten Korona- und Rotaviren nachgewiesen werden. Weiter werden Kryptosporidien vermutet. Die Impfung der Mütter gegen diese Viren oder die Immunisierung der Kälber bei der Geburt hatte leider keinen grossen Erfolg. Auch das Verabreichen eines Medikamentes gegen Kryptosporidien zeigte wenig Wirkung. Selbstverständlich wurde die Versorgung der Mütter und Kälber auf Mineralstoffe und Spurenelemente angepasst und überprüft. Auch das Separieren der Mutter mit dem Neugeborenen während der 1. Woche brachte keinen Erfolg.

Homöopathisch bekamen die Kälber am 1. Lebenstag Calcium carbonicum C200. Einige Kälber bekamen (an Stelle des Calc) Bacillinum C200 (dies als Versuch). Bei den ersten Anzeichen des Durchfalls wurden sie gemäss homöopathischem Bild behandelt. Meistens mit Pulsatilla oder Calcium carbonicum. In schlimmen Fällen auch mit Arsenicum album oder Veratrum album, eher selten Podophyllum oder Phosphor.

Selbstverständlich wurden sie mit Elektrolyten versorgt (Glutelac, Diarsanyl...). Bei einigen Kälbern musste eine Infusion vom Tierarzt verabreicht werden.

 

Alle Massnahmen, die getroffen wurden, konnten den Durchfall etwas abschwächen oder den Beginn des Durchfalls um 1-2 Tage hinauszögern.


Neubeurteilung

Bestandesanalyse:

  • Durchfall der Kälber in den ersten 3 Lebenswochen
  • Anfälligkeit auf Atemwegserkrankungen
  • Anfälligkeit auf Flechten
  • ab und zu Mittelohrentzündungen
  • ab und zu Nabelentzündungen

Aus der Summe der Probleme im Betrieb lässt sich schliessen, dass hier das vorherrschende Miasma Tuberkulinie sein könnte.

 

Bei der Akutbehandlung wird nur Feuerwehr gespielt, deshalb muss ein tiefgreifender Weg gefunden werden. Es spielt auch keine Rolle welche Erreger schlussendlich Schuld an der Erkrankung sind.


Homöopathisches Mittel

Die Kälber bekommen am 1. Lebenstag Tuberculinum C1000 und am 2. Lebenstag Calcium carbonicum C200 je 1 Gabe.

Diese Massnahme wird auch auf der Weide in vereinfachter Form weitergeführt. Die Sommerkälber erhalten beim Markieren 1 Gabe Tuberculinum C1000

 

An dieser Stelle möchte ich den Betreuern auf der Alp danken für ihren zusätzlichen Aufwand.


Nachtrag: In der Zwischenzeit wurde die homöopathische Mittelgabe etwas angepasst. Calcium carbonicum wird nicht mehr gegeben.


Verlauf

Stand Juni 2009

Seit März 09 wurden 6 Kälber so konstitutionell behandelt. Keines der Kälber bekam Durchfall. (Zum Vergleich: die letztjährigen Aprilkälber hatten alle den Durchfall. Der Altersunterschied zu den älteren Winterkälbern war etwa derselbe)


Bilanz des ersten Jahres

Stand: Dezember 09

Der Kälberjahrgang 2009 ist komplett und alle Kälber sind übers Durchfallalter hinaus. Es ist Zeit Bilanz zu ziehen.

Alle Kälber bekamen die Grundbehandlung wie oben beschrieben.

Anschliessend habe ich die Kälber genaustens beobachtet. Sobald der Kot seine Beschaffenheit änderte (meist geringe Spuren von Schleim, vielleicht etwas breiiger als normal) bekamen sie Pulsatilla. Bei den meisten Kälbern war das zwischen dem 7-20Tg der Fall. Einige haben Pulsatilla bis 3mal bekommen.

2 der insgesamt 22 Kälber haben sichtbar Durchfall bekommen. Hier einige Details:

Fall 1: Stierkalb; Pulsatilla am 8. und 15.Tg., Durchfall am 18.Tg. (morgens) Mittelgabe: Pulsatilla und Elekrolyte. Am Abend kein Durchfall mehr. Am 21.Tg bekam er nochmals Pulsatilla (Schleimspuren im Kot).

Fall 2: Stierkalb; Pulsatilla 15.Tg. Am 21.Tag (abends) Kolik: Behandlung mit Colocynthis (keine Besserung), Nux-vomica (keine Besserung). Also habe ich gewartet. Am Morgen (22.Tg) Durchfall, wässrig, oft, läuft einfach heraus, zT.unverdaut, steht am Brunnen, trink aber fast nichts, bleibt nicht allein, Augen eingefallen, tränend, Anzeichen von Schwäche. Das Kalb hat sichtlich nach Arsenicum album gerufen. Es bekam Arsen 2mal in 1Std. und Elekrtolyte (in Form einer Paste). Wäre es nicht am Morgen gewesen, hätte ich den Mut nicht gehabt, ohne Tierarzt und einer Infusion weiterzumachen. Am Abend war das Kalb Durchfall-frei und wieder bei Kräften. Unglaublich!

In diesem Fall zeigt sich meine Fehleinschätzung am Vorabend. Warum habe ich nicht einfach auf Pulsatilla gesetzt? Arsen ist nämlich nichts anderes als ein Komplementär-Mittel zu Pulsatilla


In den untenstehenden Tabellen habe ich versucht, bildlich die Situation darzustellen. Es kann sein, dass in den ersten Jahren nicht alle Fälle aufgezeichnet sind. Trotzdem zeigt es deutlich, die positive Entwicklung im Jahr 2009.

      

Einige Kälber haben diesen Winter Atemwegs- oder Ohren-Probleme. Jedoch reagieren sie erstaunlich gut auf ausgewählte Homöopathika.

Auch hier wieder Hauptmittel: Belladonna, Calcium carb. und Pulsatilla.

Der Schutz vor Atemwegsproblemen war etwa gleich gut mit Bacillinum. Die Wirksamkeit der Mittel ist in diesem Jahr aber extem gut (besser als andere Jahre).

In diesem Bereich muss ich nochmals über die Bücher. Vielleicht finde ich den perfekten Weg noch heraus.



Bilanz 2010

Bereits ist ein Jahr vorüber. Die Allgemeingesundheit unserer Kälber ist sehr gut. Wir hatten im 2010 ein Erfolgsjahr betreffend Durchfälle bei kleinen Kälbern. Nicht ein einziges Kalb erkrankte.

Seit November bekommen alle Kälber nur noch Tuberculinum C1000 (M). Dies ist keine Prophylaxe sondern eine miasmatische Therapie. (Zitat: Der Erreger ist nichts, das Milieu ist alles). Bei Veränderungen der Konsistenz des Kotes wird weiterhin mit Pulsatilla behandelt. jedoch ist das nur bei ca. der Hälfte der Kälblein nötig.

Rückblick:

Zu Beginn des Jahres 2010 erlitten unsere Kälblein eine typische Grippe (Influenza). Diese behandelten wir erfolgreich und ausschliesslich homöopathisch mit gutem Resultat.

Im Februar bekam der gesamte Rinderbestand eine Therapie mit der Impfnosode der Blauzungenimpfungen. Dies löste einige Blockaden bei den Tieren auf, vor allem besserte sich die Fruchtbarkeit der Mutterkühe wieder auf normalen Standart für unsern Betrieb. Auch die überaus gute Gesundheit der geborenen Kälbern gebe ich dieser Behandlung Schuld.

Unser langfristiges Ziel wäre aber nach wie vor eine Miasmatische Behandlung der Muttertiere damit die Kälblein keine Therapie bei der Geburt benötigen. Nur weiss ich noch nicht wie.

Stand 2019

Kälberdurchfall macht keine schlaflosen Nächte mehr. Nach wie vor bekommen die Kälber am 1. Lebenstag 1 Gabe Tuberculinum aviare und wenn nötig Pulsatilla.